GPL-Verletzung: Harte Vorwürfe gegen KiSS Technology
Hersteller nutzt MPlayer, MAD und libjpeg ohne eigene Quellcode-Veröffentlichung
Der DivX-DVD-Player-Hersteller KiSS Technology soll in seiner Firmware Codeteile des Audio/Video-Players MPlayer und der MPEG-Audio-Bibliothek MAD (libmad) einsetzen, ohne jedoch seinerseits den Code veröffentlicht zu haben. Dabei ist es nicht das erste Mal, dass einem Hersteller die Verletzung der Open-Source-Lizenz “GNU General Public License” (GPL) vorgeworfen wird – darunter freigegebene Software darf zwar auch in kommerziellen Projekten eingesetzt werden, es muss dann jedoch der entsprechende Quellcode zumindest auf Nachfrage herausgegeben werden.
Der für seine DivX-DVD-Player bekannte Hersteller KiSS Technology soll eben dies aber nicht berücksichtigen, so das Entwickler-Team der leistungsfähigen Linux-Wiedergabesoftware MPlayer. Gleiches gelte laut MPlayer-Team für die MPEG-Audio-Bibliothek MAD (libmad) und die JPEG-Bibliothek libjpeg, letztere steht allerdings nicht unter der GPL und kann beliebig eingesetzt werden.
Die Verletzung der GNU GPL seitens KiSS schlägt in der Open-Source-Szene bereits hohe Wellen, denn das von KiSS zum Download angebotene KiSS-Quellcode-Paket enthält nur den Linux-Kernel und Busybox-Code, nicht jedoch den des modifizierten MPlayers oder der libmad. Letztere wird unter anderem in Audio-Playern wie dem Kommandozeilen-MP3-Player mpg321 eingesetzt und ist in den meisten Linux-Distributionen zu finden.
Auf der offiziellen Homepage des MPlayer-Projekts, zu finden unter www.mplayerhq.hu, veröffentlichten die MPlayer-Entwickler eine Analyse der KiSS-Firmware und entdeckten nicht nur Ähnlichkeiten zur eigenen MPlayer-Binary sowie den subreader.h- und subreader.c-Dateien ihres Quellcodes. Teile des Codes stimmten zu 100 Prozent überein, etwa bei den sscanf()-Aufrufen, welche die Muster für die bekannten Untertitel-Formate enthält und mit deren Hilfe eine ausgewählte Untertitel-Datei identifiziert wird.
Entsprechend wirft das MPlayer-Team KiSS vor, GPL-Code in ein geschlossenes Produkt integriert zu haben und somit die Lizenz verletzt zu haben. Bisher habe es seitens des Unternehmens noch keine Antwort auf Anfragen gegeben und auch der Code wurde – wie es nach GPL-Lizenz Pflicht ist – auch auf Anfrage nicht herausgegeben und erst Recht nicht auf der Website des Unternehmens darauf hingewiesen, dass dies möglich sei. Aus diesem Grund sei man auch mit der Sache an die Öffentlichkeit gegangen, so die Open-Source-Entwickler.
Bis Redaktionsschluss hat KiSS Technology auch auf Anfrage von Golem.de nicht geantwortet. Man darf also gespannt sein, ob und wie KiSS auf die mit verschiedenen Beweisen unterlegten Anschuldigungen reagieren wird – der einfachste Weg wäre es wohl, die unter GPL-Lizenz stehenden Quellcode-Teile zugänglich zu machen.
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