Sony BMG verrät, wie eigener Kopierschutz zu umgehen ist
Plattenfirma hilft Nutzern, MediaMaxx-Kopierschutz auf eigenen CDs auszuschalten
Windows-Nutzer können die Songs einer kopiergeschützten CD von Sony BMG normalerweise nicht mit Hilfe von iTunes auf ihren iPod übertragen. Sony BMG selbst erklärt auf Anfrage allerdings per E-Mail, wie die Nutzer zu diesem Zweck den Kopierschutz umgehen können.
Bereits seit einigen Jahren verwendet Sony BMG den so genannten MediaMaxx-Kopierschutz des US-Anbieters SunnComm. Dieser Kopierschutz beruht darauf, dass die Kopierschutzsoftware über die Auto-Run-Funktion des Windows-Betriebssystems aktiviert wird, sobald der Nutzer eine CD einlegt. Das bedeutet, dass auf Rechnern mit Apple- oder Linux-Betriebssystemen dieser Kopierschutz nicht wirksam wird. Auf Windows-Rechnern kann er umgangen werden, indem Nutzer die Auto-Run-Funktion deaktivieren, wie der Student Alex Halderman in einem Aufsehen erregenden Bericht bereits im Oktober 2003 demonstriert hatte.
Damals hatte SunnComm dem Studenten noch mit einer Schadensersatzklage in Höhe von zehn Millionen Dollar gedroht, die Klage dann aber wieder zurückgezogen. Nun sehen sich Sony BMG und SunnComm durch den großen Erfolg von Apples tragbarem Musikspieler “iPod” auch in der Windows-Welt offenbar gezwungen, selbst Anleitungen dazu zu geben, den Kopierschutz zu umgehen.
Denn diejenigen Nutzer, die den iPod nicht mit einem Apple-Rechner verwenden, können ihre CDs nicht in einem Schritt auf den iPod übertragen. Das ist mit der Apple-Version von iTunes möglich, auf dem Windows-PC verhindert der Kopierschutz genau das.
Wer auf den Websites von Sony BMG oder SunnComm allerdings die richtige Seite findet, kann per E-Mail-Anfage erfahren, wie er unter Windows vorgehen muss, um auch von dort die Musik auf den iPod zu kopieren. Die Anleitung erklärt schrittweise, wie die Songs mit Software wie dem Windows Media Player 9, MusicMatch 8 oder Media Center 10 erst auf die Festplatte gerippt, dann auf CD zurückgebrannt und anschließend auch unter Windows per iTunes auf den iPod übertragen werden können.
Das gleiche Verfahren könnte auch dazu genutzt werden, beliebig viele CD-Kopien zu erstellen, worauf die Anleitung allerdings nicht hinweist.
Sowohl Sony BMG als auch SunnComm fordern die Kunden auf ihrer Website bzw. in der Mail-Antwort dazu auf, sich an Apple zu wenden mit der Bitte, Apples eigenes System zum Digitalen Rechtekontrollmanagement (DRM), FairPlay, an andere Firmen zu lizenzieren. Dazu wird sogar der entsprechende Link zum Apple-Support angegebenen. Würde Apple FairPlay lizenzieren, wäre es möglich, die Musik von kopiergeschützten CDs auch unter Windows in einem Rutsch per iTunes auf den iPod zu übertragen. Durch die Lizenzierung könnte das DRM-System von Sony BMG und SunnComm auf die Apple-Welt ausgedehnt werden, worauf Sony BMG in seiner Mail nicht hinweist.
In US-Weblogs wird bereits darüber spekuliert, ob das von den Firmen selbst vorgeschlagene Vorgehen gegen den Digital Millennium Copyrigth Act (DMCA), einen Teil des US-Urheberrechts, verstößt. Vergleichbar dem Paragrafen 95a des deutschen Urheberrechts untersagt es der DMCA Nutzern, einen wirksamen Kopierschutz zu umgehen. Ernest Miller, Autor des populären Corante-Weblogs und Mitarbeiter am Informationsgesellschaftsprojekt der Universität Yale, bezweifelt, dass dieses Verbot im beschriebenen Fall verletzt würde. Da keinem Käufer einer solchen CD vorgeschrieben werden könne, mit welchem Betriebssystem er auf die CD zugreife, der Kopierschutz aber weder unter Mac OS X noch Linux funktioniere, könne kaum von einer Wirksamkeit die Rede sein.
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