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Studie: Tauschbörsen schaden Filmwirtschaft

12 Oktober 2004

Illegale Filmdownloads dienen nicht zum Probe-Sehen

Illegale Download aus Tauschbörsen schaden der Filmwirtschaft, zu diesem Ergebnis kommt die Studie “An empirical study of the effects of peer-to-peer filesharing on the film industry” von Victor Henning, Doktorand an der Professur für Marketing und Medien (Prof. Dr. Thorsten Hennig-Thurau) der Bauhaus-Universität Weimar. Negative Auswirkungen auf den Umsatz durch ein rechtliches Vorgehen gegen Tauschbörsennutzer sei nicht zu befürchten.

Der Studie zufolge haben vor allem das Budget und die Bewertung von Filmen, gemessen anhand der Verwertungen in der International Movie Database (IMDB), Einfluss darauf, wie oft ein Film in den Tauschbörsen auftaucht. Aber auch das produzierende Filmstudio wirkt sich hier aus, wobei Universal die Nase vorn hat. Rund 48,7 Prozent der Varianz, bezogen auf die Anzahl der Filme in Kazaa, lassen sich mit den Variablen Budget, Nutzer-Bewertung, Studio “Universal” und Wochen seit Kinostart erklären.

Wer sich besonders gut mit Tauschbörsen auskennt, neigt auch dazu, mehr Filme herunterzuladen, Computer- und Filmaffinität hingegen haben der Studie zufolge keinen signifikanten Einfluss. Breitbandiger Internetzugang hat hier hingegen einen deutlich positiven Einfluss, Gleiches gilt für Faktoren wie Qualität (DVD-Rips bevorzugt) und die Wahrscheinlichkeit, dass ein Film mehr als einmal gesehen wird.

Ein rechtliches Vorgehen der Filmindustrie gegen die Nutzer von Tauschbörsen und damit eine geringere Wertschätzung der Unternehmen würde sich der Studie zufolge aber nicht negativ auf Kinobesuche, DVD-Verleih oder -Verkauf auswirken. Mit einem gezielten Vorgehen sei es zudem möglich, eine überproportionale Zahl an Downloads zu verhindern, da 20 Prozent der Tauschbörsen-Nutzer rund 80 Prozent der Dateien zum Download anbieten.

In der Befragung kristallisierte sich ganz klar eine Hauptmotivation für die illegale Filmnutzung heraus: Die Teilnehmer der Studie laden Filme herunter, weil es kostenlos ist. Über zwei Dritteln der User, insgesamt 73 Prozent, ist diese Tatsache wichtig bis sehr wichtig. Zudem gaben die Befragten an, der DVD-Kauf sei zu teuer (63 Prozent), ebenso wie der Kinobesuch (50 Prozent). Nur insgesamt 17 Prozent der Film-Downloader gaben an, dass eventuell moralische Aspekte sie vom Download abhalten könnten.

Bei Filmen, die bereits auf DVD erschienen sind, ist der Zusammenhang zwischen Einspielergebnis an der Kinokasse und Budget auf der einen sowie der Zahl der Filme in Kazaa auf der anderen Seite noch deutlicher. Die beiden Variablen erklären 71,2 Prozent der Varianz. Untersucht wurden dabei je 40 Filme und die Trefferanzahl bei einer Suche in Kazaa.

Aber auch die umgekehrte Beziehung, also die Frage, welchen Einfluss haben illegale Film-Downloads auf deren wirtschaftliche Auswertung, wurde von Henning untersucht. Anhand einer Online-Befragung von 837 Nutzern kommt er dabei zu dem Schluss, dass die These “Raubkopien von Filmen aus dem Internet würden allein dem Filmsehen ‘auf Probe’ dienen”, nicht zu halten ist.

Die Mehrheit der Befragten, 56 Prozent, geben an, Filme, die sie aus Tauschbörsen heruntergeladen haben, kaum mehr im Kino anzusehen. In Bezug auf den DVD-Verleih und -Verkauf ist dieser Effekt noch stärker: Hier gaben 67 Prozent (DVD-Verleih) bzw. 63 Prozent (DVD-Verkauf) der Befragten an, den Film später nie oder selten auf DVD auszuleihen oder diesen zu kaufen.

Besonders deutlich sei dabei die Auswirkung von illegaler Filmnutzung bei der Gruppe der Nicht-Downloader, also bei denen, die zwar nicht selbst illegal downloaden, aber sich bei anderen mit Raubkopien versorgen. Hier meinten 74 Prozent, sie griffen “selten” oder “nie” auf das Filmangebot der Videotheken zurück, nachdem sie den Film illegal gesehen hätten.


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