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Großbetrug bei Ebay

18 September 2002


Einem Berliner Händler scheint es in den vergangenen Wochen gelungen zu sein, durch Ebay-Auktionen über 200 000 Euro zu ergaunern. Der Händler hatte unter falscher Identität über 940 Auktionen abgewickelt, das Geld kassiert und den Kunden dann minderwertige Ware zugeschickt oder nichts mehr von sich hören lassen. “Wir müssen davon ausgehen, dass es sich hier um Betrug handelt”, gibt Ebay-Sprecher Joachim Günthert zu. Polizei und Staatsanwaltschaft sind eingeschaltet.

Auch Alfons Walter hatte am 30. August ein Yakumo Notebook für 1.160 Euro ersteigert und den Betrag am darauf folgenden Wochenende überwiesen. Ebay belohnt seriöse Auktionsteilnehmer mit Vertrauenspunkten, und der fragliche Berliner Händler, der im Internet unter anderem unter dem Pseudonym hifi-walter firmierte, hatte davon genug gesammelt. Alfons Walter vertraute ihm. Als jedoch am 9. September sein Notebook immer noch nicht eingetroffen war, griff er zum Telefonhörer. Sein Geld sei eingegangen und das Gerät werden morgen verschickt, versprach “hifi-walter”, meldete kurz darauf seinen Telefonanschluss ab und verschwand. Das Notebook ist bis heute nicht angekommen.

Anscheinend hatte der Berliner Händler, hinter dem möglicherweise auch ein Gaunerring steckt, die groß angelegten Betrügereien von langer Hand vorbereitet und bei Ebay bereits im April Accounts angelegt, die nach Angaben von Geschädigten unter den Namen berliner-frank, media-hifi-land, ctz-computer, computer-experte, foto-king und eben hifi-walter liefen. Um seine Kunden in Sicherheit zu wiegen, soll der Händler zunächst mit Billigware die wichtigen Vertrauenspunkte gesammelt haben, ehe die große Abzocke begann. Allein unter dem Nicknamen berliner-frank erbeutete er schätzungsweise über 71.000 Euro, die letzten Scheinchen wechselten wahrscheinlich am vergangenen Wochenende ihre Besitzer.

Besonders ärgerlich für die Geprellten: Kritische Beiträge zu den Betrüger-Accounts im Ebay-Benutzerforum “Sicherheit” hat das Auktionshaus zwei Wochen lang ignoriert und nichts unternommen (“Jetzt beginnt das große Zittern! 5 Berliner Elektronikhändler gesperrt”). Erst Ende vergangener Woche wurden die betroffenen Accounts gesperrt. Oft gebe es Querelen zwischen den Händlern, die sich dann gegenseitig anschwärzten, begründet Ebay-Sprecher Günthert die zögerliche Reaktion des Auktionshauses.

Viele Kunden fassten Vertrauen, weil hifi-walter, berliner-frank und andere viele positive Bewertungen auf ihren Konten angesammelt hatten. “Das Bewertungssystem ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Sicherheitspaketes, reicht aber allein nicht aus”, sagt Günthert und rät vor allem, sich nicht auf Bezahlung per Vorkasse einzulassen. Besonders bei Beträgen über 200 Euro solle man stattdessen den Treuhandservice in Anspruch nehmen. Die Option Treuhandservice muss aber explizit vom Verkäufer angeboten werden, und genau das soll bei vielen der betrügerischen Auktionen nicht der Fall gewesen sein.

Immerhin übernimmt Ebay unter bestimmten Voraussetzungen Schäden bis zu einer Höhe von 200 Euro. 25 Euro müssen die Geprellten selbst tragen. Der Antrag auf Käuferschutz ist innerhalb von 60 Tagen nach Auktionsende zu stellen. (ku/ct)


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