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KiSS brüskiert MPlayer-Team und Open-Source-Szene

14 Januar 2004


“Wir werden unsere Software nicht als Open Source veröffentlichen”


In einem Interview mit einem dänischen Radiosender hat Peter Wilmar Christensen, der Managing Director des DivX-DVD-Player-Herstellers KiSS Technology, endlich zu den “Code-Klau-Vorwürfen” des MPlayer-Teams Stellung bezogen. In einer vom MPlayer-Team veröffentlichten, ins Englische übersetzten Mitschrift bezeichnet Christensen die Anschuldigungen als falsch und vermutet, dass auch das MPlayer-Team Code von KiSS übernommen haben könnte, obwohl er gleichsam einräumt, dass man noch nicht alles überprüft habe.

Christensen zufolge setze die KiSS-Firmware zwar Linux ein und hat den entsprechenden Code auch veröffentlicht. Die darauf aufsetzende Anwendungsschicht basiere jedoch einzig und allein auf selbst entwickeltem Code. Das MPlayer-Team hatte nach ausbleibender Reaktion per veröffentlichtem Codevergleich bewiesen, dass in der KiSS-Firmware zumindest die Untertitel-Subroutinen identisch zu denen des MPlayer sind.

Gegenüber dem dänischen Radiosender drehte Christensen im Interview den Spieß um und vermutete, dass der besagte MPlayer-Code genauso von KiSS stammen könnte. Der strittige Code-Teil der KiSS-Firmware enthält laut MPlayer-Team allerdings Unterstützung für ein nicht oder sehr selten genutztes, aber im MPlayer-Code vorhandenes, spezielles MPlayer-Untertitelformat (“MPSub”).

Das MPlayer-Team sieht Christensens indirekte Gegenanschuldigung deshalb als Beweis an, dass KiSS niemals den News-Bereich der offiziellen MPlayer-Website gelesen habe. Bereits in der ersten Veröffentlichung des Codevergleichs wurde die MPSub-Unterstützung seitens des Herstellers hervorgehoben. Gabucino vom MPlayer-Team hat MPSub eigenen Angaben zufolge bereits in 2001 vorgeschlagen, am 12. Oktober 2001 habe “laaz” die Unterstützung des Untertitelformats bestätigt, das jedoch “in freier Wildbahn” niemals gesehen wurde. Die KiSS-Firmware hingegen erschien erst 2003 mit dem weltweit ersten DivX-DVD-Player KiSS DP-450.

Christensen hat sich – obwohl er betont, die Open-Source-Gemeinschaft nicht als Feind, sondern eher als Freund haben zu wollen – auch mit seinen Aussagen über die GNU Public License keine Freunde gemacht: “Wir haben bestätigt, dass wir bereits wissen, dass bei Nutzung von unter GPL lizenziertem Code jede davon abgeleitete Arbeit veröffentlicht werden muss. Das bedeutet, dass die legale Basis sehr dünn ist und es gibt keinen mir bekannten Ort auf der Welt, an dem die GPL im Gericht bestehen musste. Von einer Geschäfts-Perspektive würde ich also sagen, dass die Lizenz relativ schwach ist.” Dass viele Lizenzvergehen jedoch dank Bemühung der Free Software Foundation bereits außergerichtlich beigelegt werden konnten, erwähnt Christensen nicht.


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