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Media Markt abgemahnt

6 Januar 2005

Verbraucherzentrale kritisiert Werbekampagne

Mit einer gigantischen Werbekampagne feuerten Media Markt und Saturn ihre Rabattaktionen zum Jahresbeginn 2005 an. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen hat dabei jedoch deutlich erhöhte Preise entdeckt.


Die zum selben Konzern, der Metro Group, gehörenden Unternehmen hatten sich Anfang der Woche mit den Reizworten “Keine Mehrwertsteuer” und “Einkaufspreis” scheinbar eine Preisschlacht über die Werbung geliefert. Nach Egbert Groote, Referatsleiter und Jurist beim Bundesverband der Verbraucherzentralen, ist es “laut Wettbewerbsrecht unzulässig, mit besonderen Preisherabsetzungen zu werben, wenn tatsächlich keine oder nur unerhebliche Preissenkungen stattgefunden haben”.

Das scheint nun gerade bei Media Markt der Fall gewesen zu sein. Dem Anschein nach hatten, das Silvesterwochenende ausnutzend, einige Märkte von Freitag auf Montag die Preise so weit erhöht, dass mit den beworbenen 16 Prozent Rabatt fast wieder der ursprüngliche Preis zustande kam. Der Verband listet in einer Pressemitteilung fünf Fälle detailliert auf, insgesamt will man über 30 Beschwerden erhalten haben. So soll in Paderborn noch am 26. Dezember 2004 eine Digitalkamera für 289,- Euro per Sonntagszeitung beworben worden sein. Am 3. Januar 2005 war diese Kamera mit 349,- Euro ausgezeichnet – was mit dem “Rabatt” einen Preis von 293,16 Euro ergibt und damit sogar teurer als das erste Angebot ist.

Mehrere Fälle wurden der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg gemeldet. So staunte ein Kunde, als er am 3. Januar 2005 eine Digitalkamera erwerben wollte, die er am 29. Dezember im gleichen Markt noch 70,- Euro günstiger ausgezeichnet (299,- statt nunmehr 369,- Euro) gesehen hatte. Der Kunde hatte bei seinem ersten Besuch am 29. Dezember 2004 ein Foto von dem Angebot gemacht und sprach darauf mit einem Verkäufer, der sich zum gleichen Thema bereits mit einem anderen Kunden unterhielt. Der Verkäufer behauptete zunächst, die Preise wären normal, der Preis vom 29. Dezember wäre ein Vorweihnachtssonderpreis. Als der Verkäufer jedoch das Foto sah, bat er die beiden Kunden zur Seite und erklärte, die Kunden hätten ja dann vielleicht doch Recht. Daraufhin erhielten die Kunden die Digitalkamera für 299,- Euro abzüglich 16 Prozent Rabatt. Der Verkäufer bat die Kunden, dies nicht weiter publik zu machen.

Dies deckt sich mit einer Beobachtung, die am Montag in München gemacht werden konnte. An diesem Tag der Media-Markt-Aktion gaben auch in den Saturn-Märkten die Verkäufer mit der Bitte um Verschwiegenheit 16 Prozent Rabatt – aber natürlich nicht auf die zum angeblichen “Einkaufspreis” beworbenen Produkte. Dazu sollen nach der Werbeaussage auch alle “CDs, DVDs und Games” (also Computer- und Videospiele) gehören. Insgesamt wurden diese nach einer neuen Preisliste ohne eigene Auszeichung auf den Produkten 20 Prozent billiger verkauft. Dass ausgerechnet Medien bei Saturn günstiger sind, erklärt die Metro Group in ihrer Ausrichtung der Marke Saturn selbst: “Dabei sticht vor allem das große CD-Angebot mit ca. 60.000 Titeln hervor.” Es geht also offenbar darum, die Positionierung der Marken selbst zu stärken. Der Kunde soll glauben, bei MediaMarkt sei ständig alles günstig, Saturn dagegen der übliche Verdächtige für billige Medien und einzelne Aktionsware.

Dies kritisiert auch der Verband der Verbraucherzentralen: “Allein durch fortwährende Almosen holen die Unternehmen die Ausgaben für ihre millionenschwere Werbung sicher nicht rein”. Oft, so der Verband weiter, gehe es den Handelsriesen um den Ausbau von Marktanteilen. Mehr Marktanteil bedeute gleichzeitig auch mehr Preismacht. Leidtragende sind vor allem die Klein- und Mittelständler. Am Ende könne sich weniger Wettbewerb auch zu Lasten der Verbraucher auswirken. Mit Sorge sieht der Verband die Gefahr eines ausschließlichen Preiswettbewerbs und fordert die Wiederbelebung des Wettbewerbs um Qualität und Service.

Trotz dieser doch recht durchsichtigen Kampagnen wurde das Angebot von den Kunden offenbar gut angenommen. Auch zur Mittagszeit und am Abend waren die Märkte in München und Berlin gut gefüllt, bei Saturn in bester Lage der Münchner Fußgängerzone bildeten sich Schlangen von gut 40 Metern Länge an den Kassen, in einem Münchner Media Markt wurden die Kunden wegen Überfüllung nur einzeln eingelassen. Auch im Saturn am Berliner Alexanderplatz musste man vor dem Laden anstehen, um hereinzukommen. Die Wartezeiten an den Kassen betrugen bis zu zweieinhalb Stunden.

Die Verkäufer unterhielten sich fröhlich über Zustände, die “besser als Weihnachten” seien. Da gewinnt doch der Slogan aus Media Markts letzter Werbekampagne mit Oliver Pocher ganz neue Bedeutung.


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