Firmenpleiten gehen zurück
Zur Jahreshalbzeit zeichnet sich eine Entspannung bei den Firmenpleiten in Deutschland ab. Das Statistische Bundesamt meldet über 19.100 Unternehmensinsolvenzen – 4 Prozent weniger als im Vorjahr. Dagegen steigen die Pleiten von Verbrauchern unvermindert an. Auskunfteien sprechen unverhohlen vom Verfall der Sitten und wollen durch eine »neue Qualität« des Datensammelns das Risiko von Zahlungsausfällen reduzieren.
Erstmals seit Jahren könnte 2005 die Zahl der Unternehmenspleiten sinken. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden meldet, ist die Zahl der Firmeninsolvenzen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 3,9 Prozent auf 19.153 gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Auch die offenen Forderungen der Gläubiger, unter Einschluss der offenen Rechnungen aus Privatinsolvenzen, sind gesunken. Nach Angaben der Amtsgerichte hinterließen die Pleitekandidaten Schulden in Höhe von 18,3 Milliarden Euro, wovon 60 Prozent auf Unternehmen entfielen. Zur Halbzeit im Vorjahr summierte sich der Schaden noch auf fast 20 Milliarden Euro.
Nach wie vor ungebrochen ist der Anstieg von Insolvenzen bei Privatpersonen, seit das Insolvenzrecht auf diesen Kreis ausgedehnt wurde. Zwischen Januar und Juli 2005 traten fast 31.000 Menschen den Ganz zu den Amtsgerichten an – statte 41,5 Prozent mehr als noch im Vorjahr.
»Verfall der Sitten«
Die Gründe, warum immer mehr Menschen in die Schuldenfalle geraten, dürften am ehesten noch die Insolvenzberatungsstellen differenziert kennen. Einschlägige Wirtschaftsauskunfteien führen zwar ebenfalls die wachsende Arbeitslosigkeit an, attestieren hingegen solchen »Problemkunden« von Unternehmen eine außerordentliche Nehmerqualität: »Die Zahlungsmoral von Verbrauchern wird immer schlechter. Immer mehr Kunden bestellen ungeniert Produkte und nehmen Leistungen in Anspruch, ohne ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen«, heißt es bei der Creditreform Consumer GmbH (CEG). Unverhohlen spricht die Tochter des Neusser Vereins Creditreform von einem »Verfall der Sitten«. Die wachsende Zahl der Verbraucherinsolvenzen sei nur ein Symptom für die »massive Verschlechterung des Zahlungsverhaltens«.
Der Gläserne Verbraucher
Die CEG rät daher Unternehmen »zu neuen Mitteln« zu greifen, um Zahlungsausfälle »von vornherein« zu vermeiden. Die Gesellschaft reklamiert für sich, eine »neue Qualität der externen Informationen« gebündelt zu haben und diese Unternehmen automatisiert und damit schnell und kostengünstig zur Verfügung zu stellen, um die Bonität und das Zahlungsverhalten von Neu- und Bestandskunden einschätzen zu können.
Die neue »Qualität« bestünde laut CEG darin, personenbezogene Daten aus möglichst vielen unterschiedlichen Branchen zu sammeln und »zeitgesteuert« zu aktualisieren. Es reiche eben nicht, wenn erst ein Mahnbescheid aktenkundig wird (ergebnisgesteuert). Daher würden die Daten bei CEG mindestens monatlich auf den neuesten Stand gebracht. »Zahlt ein Kunde seine Handyrechnung nicht, wird dies unverzüglich in seinen Daten vermerkt – und nicht erst Monate später bei der Beantragung des Mahnbescheids«. Dies, so führt CEG weiter aus, könne dann von großer Bedeutung werden, »wenn ein Verbraucher arbeitslos wird und dann sehr schnell aus einem pünktlichen Zahler ein Problemkunde werden kann«.
Dass dieser Informationspool von Datenschützern und Verbraucherverbänden kritisch betrachtet wird, liegt auf den Hand, denn nicht jede unbezahlte Rechnung dürfte eindeutig mutwillig den Verbrauchern angelastet werden. CEG ist denn auch um Transparenz gegenüber den arg gescholtenen Konsumenten bemüht. Man sei »sehr darum bemüht, auch den Interessen der 16 Millionen Verbrauchern gerecht zu werden«, die in der CEG-Datenbank erfasst sind. Reagieren tut CEG hingegen jedoch lediglich auf Anfragen von Verbrauchern. Einem möglicherweise zu unrecht abgewiesenen Online-Käufer nützt dies herzlich wenig.
Geben Sie uns Ihren Kommemtar zu dieser Meldung!
You must be logged in to post a comment.